Gegen 21Uhr versammelten sich auf dem Giessener Marktplatz 200 Antifaschist_Innen um ihre Wut über den brutalen Naziüberfall auf das Sommercamp von solid bei Treysa zum Ausdruck zu bringen.
In mehreren Redebeiträgen wurde der Übergriff thematisiert und Solidaritätsbekundungen mit den Opfern verkündet. Es wurde darauf hingewiesen, dass dieser Übergriff keinen Einzelfall darstellt. An Passant_Innen wurden Flugblätter verteilt um sie auf die Situation aufmerksam zu machen.
Mit Transparenten, Böllern und lauten Sprechchören setzte sich die spontane Demonstration in Bewegung. Die Demonstration zog durch die Giessener Innenstadt, unter anderem an der als NPD-Kaderschmiede bekannten Burschenschaft "Dresdensia Rugia" vorbei.
Gegen 22:30Uhr löste sich die kraftvolle Demo am Marktplatz auf.
Für eine Mobilisierung innerhalb von nur 24Stunden kann die Demo als erfolgreich bezeichnet werden.
Folgendes Flugblatt wurde an Passant_Innen verteilt:
Brutaler Überfall durch Nazis in Nordhessen
Am 20.07.08 um 07.30Uhr gab es einen brutalen Überfall durch Angehörige der Rechtsextremen Szene auf ein Sommercamp der Linksjugend (solid) in der Nähe von Treysa.
Eine 13-jährige Teilnehmerin wurde durch die Angreifer schwer am Kopf verletzte und befindet sich zur Behandlung auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Ein 23-jähriger kam mit leichteren Verletzungen davon. Mehrere Nazis begannen am Morgen des 20.07 wahllos auf die in Zelten schlafenden Teilnehmer_Innen des Camps einzuprügeln und beschädigten mehrere Autos.
Die im Schlaf überraschten Personen hatten kaum eine Chance zu reagieren, konnten aber das Kennzeichen des PKWs mit welchem die Nazis flüchteten der Polizei mitteilen. Diese nahm am Montag den 21.07.08 nun mehrere Rechtsradikale im Alter von 19 bis 25 Jahren vorläufig fest und den mutmaßlich 19-jährigen Haupttäter in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft erhebt nun Anklage wegen versuchtem Totschlags.
Die Teilnehmer_Innen des Camps hatten am Samstag eine Demonstration gegen Rassismus und rechte Gewalt in Treysa organisiert, an der ca. 200 Personen teilnahmen. Bereits während dieser Demonstration kam es zu Provokationen und versuchten Angriffen durch Nazis auf die Demonstrationsteilnehmer_Innen.
Der brutale Übergriff auf ein 13-jähriges Mädchen reiht sich ein in eine Reihe von Überfällen auf jugendliche Antifaschist_Innen im Schwalm-Eder Kreis.
Bereits seit einem längeren Zeitraum werden dort anders denkende Jugendliche von den sogenannten „Freien Kräften Schwalm Eder“ bedroht und auch tätlich angegriffen. Es kam zu Beschädigungen von Autos und Schmierereien an Wohnhäusern von Jugendlichen welche sich klar gegen Rechtsradikalismus positionieren.
Es zeigt sich einmal mehr das organisierte Nazis keine Scheu davor haben mit brutaler Gewalt gegen Personen vorzugehen die nicht in ihr faschistisches Weltbild passen. Das „Saubermann-Image“ bestimmter NPD-Funktionäre stellt lediglich eine Fassade dar, hinter der sich oftmals purer Hass und ein hoher Grad an Gewaltbereitschaft gegenüber anders-Denkenden verbirgt.
Wir werden es nicht zulassen das Nazis eine Atmosphäre der Angst und der Bedrohung erzeugen in der es nicht mehr möglich ist, seine Meinung frei zu äußern.
Gemeinsam können wir dagegen ein gesellschaftliches Klima schaffen in welchem sich Nazis nicht mehr wohl fühlen, indem wir ihnen täglich zeigen was wir von ihrem faschistischen Weltbild halten, ob am Arbeitsplatz, in der Schule, dem Sportverein oder auf der Straße.
Faschismus ist und bleibt keine Meinung sondern ein Verbrechen!
Solidarität mit den Opfern des brutalen Naziübergriffs!