Neonazis melden für den 11. Oktober eine Demonstration gegen "Kinderschänder" in Wetzlar an. Beworben wird die Demonstration auf dem extrem rechten Medienportal "Volksfront Medien". Die Anmelderin ist für die sogenannten "Ersthelfer" bundesweit auf Neonaziveranstaltungen aktiv.
Am 11. Oktober soll in Wetzlar eine Demonstration unter dem Motto "Es passiert auch vor deiner Tür - Gegen Kinderschänder" stattfinden. Das Motto sowie die Intention der Demonstration erscheinen, einmal abgesehen von der Wortwahl, zunächst nicht verdächtig. Beworben wird die Demonstration jedoch ausschließlich auf der Internetseite der sogenannten "Volksfront Medien". Hinter den "Volksfront Medien" stecken unter anderem Christian Müller, enger Weggefährte des ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Marcel Wöll, sowie Philipp John der vor ca 2 Jahren zusammen mit Kevin Schnippkoweit in der mittelhessischen Neonaziszene aufgetaucht ist.1 Neben dem Aufruf zu besagter Demonstration findet sich auf der Internetseite auch ein Mobilisierungsvideo. 2
Anmelderin der Demonstration ist Nicole Becker aus Schöffengrund im Lahn-Dill-Kreis. Diese ist selbst keine Unbekannte in der Neonaziszene. Gemeinsam mit weiteren Neonazis - unter anderem dem bundesweit agierenden Christian Hehl aus Mannheim - ist sie Mitinitiatorin der Gruppe "Ersthelfer". Diese ist ein Zusammenschluss von Neonazis, der es sich zum Ziel gesetzt hat "nationalen Aktivisten" bei "Demonstrationen, Konzerten oder anderen Veranstaltungen" zu helfen.3 Dementsprechend sind auf der Internetseite der Gruppe zahlreiche "Einsätze" auf bundesweiten Neonaziveranstaltungen dokumentiert.
Wer nun dem Appell "lasst uns Ihnen zeigen, wer in diesem Staat bereit ist, sich wirklich für die Lösung der Probleme seines Volkes einzusetzen!" folgen wird ist klar. Am 11. Oktober soll eine Demonstration von Neonazis stattfinden. Die Themenwahl ist dabei jedoch so gewählt, dass auch Menschen außerhalb des extrem rechten Spektrums angesprochen werden sollen.
Manfred Pfister von der Antifa R4 aus Gießen meint hierzu:
"Rechten und rechtsextremen Ideologien muss sich immer und konsequent in den Weg gestellt werden. Es spielt dabei keine Rolle, hinter welchen Themen sie sich zu verbergen versuchen."
Rechte versuchen Platz in der Öffentlichkeit einzunehmen
Wenn Neonazis versuchen öffentlichen Raum zu besetzen, gilt es dies zu verhindern. Dabei ist es irrelevant mit welchem Thema sie an die Öffentlichkeit treten. Mit dem Aufgreifen von Thematiken wie hier, der des Kindesmissbrauchs, soll eine partielle Akzeptanz in der Öffentlichkeit erreicht werden. Zudem bietet dieses Thema die Möglichkeit, sich sowie die extrem rechten Inhalte zu präsentieren.
Bei dem Protest gegen diese Demonstration geht es deshalb keinesfalls darum, die Problematik von Kindesmissbrauch herunter zu spielen. Dennoch darf es Neonazis nicht ermöglicht werden, sich als "normale Alternative" oder als besorgte Bürger darzustellen.
Angesichts dieses Versuchs muss auf den vergangenen Vorfall in der Nähe von Treysa verwiesen werden. Dort wurde ein Jugendcamp der Gruppe "Linksjugend/Solid" von Neonazis überfallen. Bei diesem Überfall wurde ein dreizehnjähriges Mädchen so schwer am Kopf verletzt, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden musste. Haupttäter und derzeit in Untersuchungshaft, ist oben genannter Kevin Schnippkoweit. Die Absurdität, dass sich Neonazis einerseits als Kindesschützer aufschwingen, aber andererseits mit ihrer Ideologie Taten wie die in Treysa legitimieren, braucht wohl nicht weiter ausgeführt werden.
1 http://artthur.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=44&Itemid=36
2 http://www.ersthelfer.at/
3 http://www.volksfront-medien.info/kommentar.php?id=4195