08.02.09

Neonazi organisiert Demonstration in Giessen

Für den 28.02.2008 mobilisiert ein Neonazi zu einer Demonstration unter dem Motto: „Gegen linke Gewalt und gegen das Verbot der Onkelzparty im Irish Rover“. In Diskussionen im Internet wird Gewalt gegen „Linke“ sowie „die Antifa“ propagiert und der Schulterschluss mit
unpolitischen OnkelzpartybesucherInnen gesucht. Die Problematik der Onkelzparties spitzt sich damit zu.

Für den 28.02.2008 hat Kai Jäckel, ein der AntifaR4 bekannter Neonazi eine Demonstration in Giessen angemeldet. Die Demonstration richtet sich gegen ein vermeintliches Verbot der Onkelzparties im Irish Rover sowie gegen angebliche linke Gewalt. Der rege Besuch von Neonazis auf den Onkelzparties im Irish Rover wurde bereits mehrfach von der AntifaR4 thematisiert und problematisiert. Mit der Demonstration wird nun endgültig die Bedeutung der Parties für die hiesige Neonaziszene belegt.
Kai Jäckel, der bereits durch seine Teilnahme an der Neonazidemonstration in Wetzlar am 11.10.08, sowie durch seine Kontakte zu anderen Neonazis auf sich aufmerksam gemacht hat,
mobilisiert nun über das Internet nach Giessen. Unterstützung erhält er dabei unter anderem von Bianca Ried, die ebenfalls an der Demonstration in Wetzlar teilnahm
Kai Jäckel prahlt in der Szene stets damit, der Struktur des hessischen combat 18 anzugehören und versucht so den Szenenachwuchs mit seiner Freundschaft zu den "alten combat 18-Leuten"
Thorsten M. (aus Hungen), Peter W. (aus Lich) und Olaf Gessner (einem Angeklagten des
bevorstehenden Prozesses gegen Blood & Honour Südhessen) zu beeindrucken.
In einem persönlichen Gespräch behauptete er, von den „Jungen Nationaldemokraten (JN)“ und
„freien Kräften aus Hessen“ bei der Demonstration unterstützt zu werden. Seine Demonstrationsteilnahme in Wetzlar und seine Neonazikontakte machen diese Aussage
glaubhaft.

In einer Internetdiskussion bezüglich der Demonstration wird zudem zu Gewalt gegen „Linke“
aufgerufen. So schreibt ein User der sich „Michael Schatzschneider“ nennt: „Er würde das Linke
Gezeck im Infoladen ausräuchern“ . Zudem kündigt selbiger User auf seiner Privatseite im
Internet in Bezug auf „die Antifa“ an: „irgendwann knallts mal richtig“. Unterstrichen werden diese Ankündigungen durch Kai Jäckels Vorhaben, ein T-Shirt mit dem Logo „Good Night Left Side“ drucken zu lassen, welches von den DemonstrationsteilnehmerInnen getragen werden soll. Dieses Logo zeigt, wie ein vermeintlich „Linker“ am Boden liegend getreten wird, umrahmt von dem Schriftzug „Good Night Left Side“. Das Logo wird so ausschließlich in der Neonaziszene verwendet.

Diese Demonstration ist darauf angelegt, die Interessen von Neonazis mit denen von nicht politisch organisierten Onkelzfans zu verbinden. Zwar ist sie nicht als Neonazidemonstration deklariert, in ihrer Ausrichtung jedoch eindeutig: Der als Neonazi bekannte Anmelder sowie sein Vorhaben, neonazistische Symbolik und rechte Slogans zu verwenden, zeigen eindeutig wo diese
Demonstration politisch einzuordnen ist. Viele OnkelzpartybesucherInnen scheinen nicht zu verstehen, welche Ausrichtung die Veranstaltung hat. Dabei ist es eindeutig ein Versuch von Neonazis, bisher unorganisierte, meist Jugendliche Onkelzfans für sich zu gewinnen. Sogar der Veranstalter der Onkelzparties, der sich bisher als „unpolitisch“ ausgab, veröffentlichte auf der Partyhomepage (onkelzpartys-irishrover.de) „Antifa ihr könnt mich mal“ und möchte an der Demonstration teilnehmen.

Dazu der Pressesprecher der AntifaR4, Manfred Pfister: „Es ist unglaublich, dass hier diejenigen
attackiert werden, die das Neonaziproblem im Irish Rover thematisiert haben. Statt sich mit diesem auseinanderzusetzen, wird ein Feindbild in Form „der Antifa“ konstruiert und gegen angebliche linke Gewalt demonstriert. Und das vor dem Hintergrund des brutalen Neonaziübergriffes in der Giessener Innenstadt im September des letzten Jahres.“
Die Demonstration bestärkt ein weiteres mal die Forderung der AntifaR4, die Onkelzparties in
Giessen endgültig zu beenden.