04.05.07

HÖR MIR UFF MIT DEUTSCHLAND!

FÜR LINKE FREIRÄUME UND STRUKTUREN!

Freiraum beinhaltet nicht nur eine sprachliche Nähe zu Freiheit. Freiräume bieten diese, in dem sie versuchen frei von Sexismus, Rassismus und Zwang zu sein. Damit bieten sie Raum für alternative Ideen sowie um Lebensentwürfe zu entwickeln und diese auch zu testen. Ansätze sind „Volxküchen", Konzerte, Vorträge, Kneipen, Umsonstläden, und vieles mehr, die in einem unkommerziellen, also nicht an Verwertung und Gewinnerzielung orientierten Rahmen stattfinden.
So entsteht ein Raum, der weitestgehend herrschaftsfrei und ohne marktwirtschaftliche Regulierung funktioniert, womit auch entscheidende Mechanismen außer Kraft gesetzt werden, durch die Menschen in Konkurrenz zueinander gesetzt werden. Freiräume versuchen sich dem Verwertungsprinzip zu entziehen, und nicht den Besuch und die aktive Teilnahme von der finanziellen Situation abhängig zu machen. Dadurch werden die Menschen nicht wie im üblichen Sinne auf ihre Arbeitskraft reduziert und entsprechend als Waren behandelt.
Sie zeigen Wege auf, wie es auch anders gehen kann!
Mit dieser Atmosphäre bieten Freiräume den Menschen und deren Ideen, den dringend notwendigen Platz um sich zu entfalten. Im solidarischen Miteinander, ohne Kontrolle und kapitalistische Normierung spielen Freiräume gerade in linker, emanzipatorischer Politik eine entscheidende Rolle.
Derzeit werden diese Freiräume massiv eingeschränkt und geschlossen. Selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentren, kollektive Wohnprojekte, besetzte Häuser, Wagenplätze und Frauenhäuser entwickeln sich zu reinen Rückzugsorten und Nischen. Die Zeit, die die Menschen zur Erprobung und Entwicklung ihrer Ideen und ihrer Selbst bräuchten muss in die Verteidigung dieser Orte investiert werden.
Überall häufen sich die Beispiele, wo Freiräume geschlossen und der kapitalistischen Verwertung zugeführt werden. Das selbstverwaltete Jugendzentrum in Bad Nauheim, das Collegium Gentium in Marburg und die Ex-Steffi in Karlsruhe sind nur einige wenige Beispiele. Das Ungdomshuset in Kopenhagen zeigt jedoch, dass diese Entwicklung nicht nur in Deutschland stattfindet.
Die vorgeschobenen Gründe, weshalb die Zentren ein Dorn im Auge sind, fallen vielfältig aus. Offenkundig ist aber: Es besteht kein Interesse daran, dass Orte existieren, die Versuchen den herrschenden leistungsorientierten Spielarten des `miteinander´ in radikalem Sinne etwas entgegen zu setzen, was die Integrität der Gesellschaft in Frage stellen könnte.
Dass immer wieder Menschen auch gewaltsam gegen die Schließung der Freiräume vorgehen, wird verständlich, wenn sich vor Augen geführt wird, dass diese Orte als letzte Rückzugsorte begriffen werden.
Damit sind wir beim Kern des Problems; die gesellschaftlichen Verhältnisse lassen den Menschen nicht die Möglichkeit auf selbstbestimmte Lebensweisen, was sich gerade im öffentlichen Raum ausdrückt. Die Konstitution des öffentlichen Raumes, mit allen seinen Ausschlussmechanismen und Sanktionierungen, lässt nicht die Wahl - für eine emanzipatorische Entwicklung ist die Schaffung und Erhaltung von Freiräumen und eigenen Strukturen wichtig.

Die öffentlichen Räume in den Innenstädten sind längst zu einer von Staat und Behörden kontrollierten Zone geworden. In der Auseinandersetzung um Orte und Treffpunkte drücken sich die Machtverhältnisse deutlich aus; missliebige Gruppen werden an die Ränder gedrängt, fallen vielfältigen Ordnungskonzepten zum Opfer. Innenstädte sind keine Orte des Umherschweifens und sinnfreien Zeitvertreibs, die Rolle der Individuen wird zunehmend auf die Funktion als Teil des Marktes, meist als KonsumentIn reduziert. Recht sind die, die einkaufen. Alltäglich sind Vertreibungen von Obdachlosen, DrogenkonsumentInnen, Jugendlichen und sonstigen die nicht ins Bild der geordneten Innenstädte passen.
In Giessen ist seit langem eine steigende Polizeidichte zu beobachten, flankiert von zahlreichen freiwilligen, aber sehr wohl von der Stadt finanzierten Sicherheitsprojekten, die großzügig mit Platzverweisen an öffentlichen Plätzen umgehen. Der Tatbestand ist dabei oft strafrechtlich nicht relevant; es dreht sich um Verschmutzung von Plätzen, Alkohol trinken oder Schnorren.
Neben polizei- und sicherheitstechnischen Kampagnen die zu einer Säuberung der Innenstädte führen, gibt es in Giessen so genannte „Buisiness Improvment Districts" (BID). Hier schließen sich Gewerbetreibende eines Viertels zusammen und nehmen die Aufwertung ihres Viertels selbst in die Hand; d.h. Säuberung von Graffitis o.ä.. Die Entscheidungshoheit ist gekoppelt an die Höhe der finanziellen Beteiligung. Effektiv werden die dort lebenden Menschen nicht nach ihrer Vorstellung über die Gestaltung des Viertels gefragt. Dahinter steckt nur eines von vielen Konzepten wie öffentlicher Raum zu einer Ressource für privat-wirtschaftliche Zwecke umfunktioniert wird.

Realistisch kann die Linke, verstrickt in die Verteidigung der Freiräume, derzeit nur geringen Widerstand gegen die marktwirtschaftlich orientierte Zurichtung der Städte leisten.
Ein positives Moment kann in dieser Gesellschaft in einem offensiven Nicht-mitmachen bestehen, als eine Chance darauf, die Luft zum Atmen zu erhalten. Dabei hilft es wenig, sich hinter Theoriegebäuden zu verschanzen. Kritik und Alternativen müssen offensiv in die Gesellschaft hinein getragen werden! Dabei darf sich nicht auf andere Verlassen werden - es gilt emanzipiert Aktiv zu bleiben.
Alle, die von bestehenden langweiligen und geschmacklosen Verhältnissen die Schnauze voll haben, sollten sich auf den Weg machen die unmenschlichen, kapitalistischen Produktionsverhältnisse abzuschaffen, den sexistischen und rassistischen Alltag zu bekämpfen und endlich das Abenteuer der menschlichen Geschichte zu wagen.
Für die Existenz und die Erweiterung von Linken Freiräumen und Strukturen zu kämpfen, ist nur ein kleiner Schritt dahin, aber ein wichtiger - um sich wenigstens den Weg dahin etwas zu versüßen….
In diesem Sinne:
HÖR MIR UFF MIT DEUTSCHLAND!!!

Demonstration:
FÜR LINKE FREIRÄUME UND STRUKTUREN - HÖR MIR UFF MIT DEUTSCHLAND
26.5.2007 13Uhr
Berliner Platz/Kongresshalle Giessen

An dem Wochenende findet in Giessen ein großes Punk-Festival mit zahlreichen Bands statt. Mehr dazu unter: www.pestpocken.de

oder www.ak44.de.vu


Wer die Demo/den Aufruf unterstützen mag, sendet eine e-mail an anitar4@gmx.de