29.08.05

Greif-Denkmal (Vortrag)

Di.: 06.09.05 20 Uhr - Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstr. 34, Giessen

Die Zukunft der Vergangenheit zwischen Opferdiskursen und neuem deutschen Selbstbewusstsein

Referent: Michael Sturm

Mit der Geschichte wurde schon immer Politik gemacht. Während die alte
Bundesrepublik ihre Distanz zur NS-Vergangenheit im Verschweigen und der
Integration der Täter suchte, spielt die rot-grüne Geschichtspolitik seit
1998 auf einer anderen Klaviatur: Gerade weil man aus der Geschichte
gelernt und diese aufgearbeitet habe, müsse Deutschland nun wieder
>Verantwortung<
in der Welt übernehmen. So wurde Auschwitz zur Legitimation
des Kosovo Krieges herangezogen und dient als Vorlage für das neue deutsche
Selbstbewusstsein. Daneben gewinnen seit einigen Jahren Diskurse an Bedeutung,
die die Deutschen zu den eigentlichen Opfern des Zweiten Weltkrieges stilisieren.
Ob im Bombenkrieg oder durch Flucht und Vertreibung: gelitten haben auch
– und vor allem – die Deutschen, so lautet die Botschaft zahlloser Publikationen,
Fernsehdokumentationen und Politikerreden.


Der Vortrag beschäftigt sich mit den Kontinuitäten und Brüchen deutscher
Vergangenheitspolitik und fragt nach den Perspektiven künftiger
Erinnerungspolitik und –Pädagogik. Darüber hinaus soll auch die geplante
Umwidmung des „Greif-Denkmals“ im Rahmen dieses Kontextes mit diskutiert werden.